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“Bioshock: Infinite”– Fragen & Antworten

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Da im Laufe der letzten Zeit in meinem Erklärungs-Post zu “Bioshock: Infinite” einige Fragen angelaufen sind, die ich nicht zeitnah beantworten konnte, will ich mir an dieser Stelle die Zeit für meine eigenen Erklärungen diesbezüglich nehmen.

Wo fängt das alles an?
These:
Chris z.B. fragt sich, ob nun die Taufe Booker DeWitts die Entstehung der Multiversen von “Bioshock: Infinite” ist oder ob nicht viel mehr der Leuchtturm bzw. die Leuchttürme als Ausgangs- bzw. Scheitelpunkt für die jeweiligen Situationen verantwortlich sein könnten. Hierzu stellt er folgende These auf: Bevor man die Tür des Leuchtturms öffnet, wird ein Zustand “N” (ein Neutralzustand, Anm. d. Verfassers) angenommen. Das Öffnen der Tür bewirkt dann beispielsweise einen Zustand “0″ für eine Handlung in Rapture oder einen Zustand “1″ für eine Handlung in Columbia. Alle zwischenliegenden Ergebisse seien dann Quantenzustände, die unbestimmt wären und deren Verlauf vorher nicht bestimmt werden kann.

Die Fakten:
“There’s always a lighthouse. There’s always a man, there’s always a city…”, verkündet Elizabeth am Ende von “Bioshock: Infinite” just in dem Moment, als sie Booker und sich durch einen Riss nach Rapture gebracht hat.

Vergleicht man den Spielbeginn des ersten “Bioshock” mit dem von “Bioshock: Infinite”, lassen sich die Ähnlichkeiten nicht übersehen. Beide Protagonisten betreten ihre Spielwelt durch einen Leuchtturm mitten im Meer. Beide starten ihr Spiel mit dem Erhalt eines Revolvers (auch wenn man das in “BioShock” erst gegen Ende erfährt!). Die Spielwelten beider sind Sinnbilder für bestimmte philosophische bzw. politische Haltungen der amerikanischen Gesellschaft. Und obwohl einer von beiden tief in’s Meer hinab gleitet und der andere über die Wolken katapultiert wird, sind die Ausblicke beider visuell absolut gleich in Szene gesetzt. Als wäre das nicht genug, wird man in beiden Spielwelten im Originalton mit dem Satz “Is it someone new?” begrüßt.

Es lässt sich also festhalten, dass bestimmte Elemente in jeder möglichen Realität des “Bioshock”-Universums absolut gleich sind. Schaut man genauer hin, finden sich aber auch deutliche Unterschiede. So verlaufen die Wege der Protagonisten diametral entgegengesetzt. Jack muss in “Bioshock” erst in die Tiefen des Meeres, um am Ende dieser unwirtlichen und unwirklichen Welt der Mutationen zu entfliehen und – im übertragenen Sinne – aus den Tiefen der Hölle in den Himmel auffahren zu können. Booker hingegen befindet sich offensichtlich bereits zu Beginn im Himmel, muss aber in die Niederungen der (insbesondere seelischen) Hölle abstürzen, um sich selbst zu erkennen und zu finden. Der Weg des einen führt vom Dunkel in’s Licht, der des anderen vom Licht in’s Dunkel.

Mein Gedanke:
Es ist ja nicht so, dass wir als Spieler einen Neutralcharakter steuern, der erst beim Betreten eines Leuchtturms seine Bestimmung erfährt. Die von uns in beiden Spielen gesteuerten Charaktere haben bereits bevor sie den jeweiligen Leuchtturm erreichen eine persönliche Vorgeschichte, die zwar – folgt man der von mir aufgestellten These es handele sich bei Jack und Booker um die selbe Person in anderen Universen – einen direkten Zusammenhang hat, die es aber meines Erachtens nach damit auch unmöglich macht, dass beispielsweise Booker DeWitt in Rapture landen kann. Oder Jack in Columbia. Diese Weltenkombination ist schlicht unmöglich.

Diese Türen, immer diese Türen
Frage:
Warum startet Booker bei jedem “Tod” im Spiel immer wieder an der Tür seines Büros.

Antwort:
Die “Todessequenz” mit Neustart im Büro spiegelt die uendlich vielen Möglichkeiten verschiedener Universen wider. Bei jedem Bildschirmtod werden wir als Spieler mit unserem Booker ein wenig entfernt von dem oder den Gegner(n) abgesetzt, die zu unserem Hinscheiden führten. Wir spielen also einen Booker, der eben nicht von diesem oder diesen Gegner(n) bezwungen wurde und befinden uns damit in einem neuen, aber nur minimalst unterschiedlichen Universum im Vergleich zu vorher.

Die Unveränderbarkeit der Dinge
These:
Janine fragt, ob es nicht möglich sei, dass die After Credit Sequenz im Jahr 1893 einen erneuten Beginn der “Bioshock: Infinite” Handlung andeutet und wir nicht etwa ein Happy End vor uns haben, sondern vielmehr in einer Dauerschleife des Schmerzes gefangen sind, da die bereits erlebten Handlungen hier von vorn beginnen.

Die Fakten:
Der Booker Dewitt, der sich dem Baptismus verweigert hat, bleibt nach dem Ertränken durch Elizabeth am Ende von “Bioshock: Infinite” in einem alternativen Universum existent. In dem Moment seines Todes, den wir als Spieler verfolgen konnten, starben mit ihm alle Möglichkeiten eines Comstock und einer Existenz der Stadt Columbia. Was aber auch passiert sein muss, ist die Entstehung eines Universums, das diese Entscheidung spiegelt. Ein Universum also, in dem Booker sich dem (Frei-)Tod (durch Elizabeth) verweigert. In diesem Universum ist aus Dewitts Existenz alles ausgelöscht, dass mit Comstock oder einem Comstock-Universum zusammenhängen hätte können. Es gibt folglich keine(n) Lutece und damit auch keine Möglichkeit der Dimensionenreise. Es existiert kein Columbia. Es existiert nichtmal die Möglichkeit eines Columbias. Und natürlich existiert Zachary Comstock nicht und auch keine erwachsene Elizabeth, die nämlich das Ergebnis der Existenz vorgenannter Möglichkeiten gewesen wäre. Unser Booker kehrt somit an den letzten Punkt seines Lebens zurück, der frei von all dem ist. An den 8. Oktober 1893. In sein Apartment. Mit seiner Tochter Anna.

Mein Gedanke:
Gibt es am 8. Oktober 1893 in keinem Universum neben dem, in dem die Szene nach den Credits spielt, einen Comstock, so ist davon auszugehen, dass Booker Dewitt nicht in einer Dauerschleife gefangen sein kann. Es gibt schlicht keine Möglichkeit, dass jemand per Dimensionenreise in seine Welt tritt, um ihm sein Kind zu entreissen. Natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit, dass er es sich mit anderen Leuten auf andere Art und Weise verscherzt. Er ist schließlich ein Sünder und offensichtlich alkoholkranker Spieler. Um es nochmal ganz klar zu sagen: Das Universum der After Credit Sequenz befindet sich auf einer anderen Linie als die Universen, mit denen wir als Spieler im Verlauf von “Bioshock: Infinite” zu tun hatten.

Good old Lady Liz
Frage:
Was bedeutet die Szene mit der alten Elizabeth im Jahr 1983? Handelt es sich um ein Universum oder eine Dimension, in der Dewitt nicht gekommen ist, um sie zu befreien?

Die Fakten:
Es gibt kein Universum, in dem Dewitt nicht kommt, um Elizabeth zu befreien. 122 Versuche des Münzwurfs bei den Luteces bevor wir als Spieler in das Geschehen einsteigen zeugen von der Unveränderbarkeit des Rettenwollens.

Mein Gedanke:
Robert hat es in den Kommentaren bereits gut auf den Punkt gebracht. Booker ist bei allen 122 Rettungsversuchen schlußendlich immer wieder am “Songbird” gescheitert. Erst im hohen Alter Elizabeths wurde der Siphon zerstört und sie hatte Kenntnis und Kraft, wie sich dieses Problem bereits früher lösen lassen kann. Mit diesen Voraussetzungen schickt sie Booker mit einer Nachricht an ihr junges Ich zurück und den beiden gelingt das, was wir als Ende von “Bioshock: Infinite” kennen.

Willkürliche magische Kräfte?
Frage:
Wenn bei Elizabeth magische Kräfte durch den Übertritt in einer andere Dimension entstehen, warum hat Booker Dewitt dann selbst keine?

Antwort:
Da bei Elizabeths Entführung das Portal zu früh geschlossen wurde und ihr kleiner Finger in der Ursprungsdimension verblieb, existiert der selbe Mensch (in Teilen) in zwei unterschiedlichen Dimensionen. Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage auch immer das basieren mag, ist es doch Grund für ihre magischen Fähigkeiten. Booker selbst kommt immer in einem Stück in einer neuen Dimension an und kann sich deswegen keine Hoffnungen auf ein Leben mit magischen Fähigkeiten machen.

Die Luteces
Marcos Kommentar vom 22.4.2013:
“Die Lutece-”Geschwister” sind ja zwei verschiedene Versionen der gleichen Person, einmal männlich und einmal weiblich. Wie sich aus den Voxophon-Einträgen ablesen lässt, macht Lutece im Jahr 1890, also grob im selben Zeitraum wie Bookers Taufe, die erste Partikelmessung, die den Grundstein für die Dimensionstore legt. Das bedeutet, dass Lutece zum Zeitpunkt der Taufe bereits gelebt hat. Soweit, so gut.

Warum aber gibt es dann im “Comstock”-Zweig immer eine weibliche Lutece (die für Comstock die Dimensionstore erstellt) und im Booker/Anna-Zweig immer einen männlichen Lutece (der Anna abholt)? Korrekterweise müsste es doch auch hier jeweils beide Möglichkeiten geben. Das bedeutet aber auch, dass es die Taufe zweimal gibt, je einmal in einem Universum mit einem männlichen Lutece und einmal in einem Universum mit einem weiblichen, und dass sich Booker im ersten Fall IMMER gegen die Taufe entscheidet und im zweiten Fall IMMER für die Taufe. Das ist auf der überall kursierenden “Timeline”-Grafik auch so dargestellt, ist aber meiner Meinung nach eine unzulässige Prämisse und auch absolut nicht logisch, weil sie die ganze Auflösung ad absurdum führt. Der wahre Scheidepunkt Booker/Comstock wäre dann ja die Geburt (bzw. Empfängnis) von Lutece und nicht die Taufe! Das Töten der weiblichen Lutece würde bereits die Existenz Comstocks und Columbias verhindern, der Tod Bookers wäre gar nicht nötig.

Man könnte nun auch sagen, es gäbe auch hier mehrere alternierende Universen und das Spiel stellt eine zufällige Lutece-Variante dar, aber dann hat der Tod Bookers am Ende auch nur in einem von vielen Zweigen die Existenz Comstocks und Elizabeths verhindert. In einem Paralleluniversum, wo zum Beispiel ein männlicher Lutece existiert und Booker sich taufen lässt (kommt im Spiel nicht vor), würde er trotzdem zu Comstock werden und mit Hilfe eines männlichen Lutece Columbia bauen. Natürlich sind die Luteces nicht die einzigen Variablen, es gibt unendlich viele. Für mich steht aber fest, dass das Ende und die gesamte Story mehr Sinn ergeben hätten, wenn die Luteces Brüder oder Schwestern gewesen wären und nicht verschiedenen Geschlechts.

Von daher teile ich nicht die weitverbreitete Einschätzung, der Tod Bookers hätte in allen Universen die Existenz Comstocks, Columbias und Elizabeths verhindert. Dies ist nur in einem einzigen (Zweig) geschehen. Die Szene nach den Credits könnte beispielsweise so weitergehen, dass es klopft und eine weibliche Lutece die Herausgabe von Anna fordert. Dann ginge alles von Vorne los. Alternativ kann natürlich auch tatsächlich mit Anna mehr oder weniger gücklich weiterleben, aber das lässt sich nicht eindeutig beantworten. Ist ein bisschen wie beim Ende von “Inception”.”

Mein Gedanke:
Das Nachdenken über diesen Punkt hat sich für mich wie das schier unmögliche Lösen eines völlig verdrehten Zauberwürfels angefühlt. Ich merke, dass die Materie immer undurchsichtiger wird und alles, was scheinbar Sinn macht ad absurdum geführt werden kann, um dann doch wieder Sinn zu machen. Sei es, wie es sei. Ich denke darüber so:

Die Luteces sind definitiv keine Zwillinge. Es handelt sich um zwei Versionen der selben Person, von denen jeweils eine weiblich und eine männlich ist. Robert Lutece exisitert von Beginn an im Zusammenhang mit dem Booker DeWitt, der die Taufe verweigert. Rosalind Lutece hingegen existiert im Universum des gelebten Baptismus. Die Geburt beider Versionen in den jeweiligen Universen ist unabhängig von allem, was mit Booker bzw. der Handlung des Spiels zu tun hat. Sie ist eine Variable.

Die beiden Lutece werden aufeinander aufmerksam, weil sie zur selben Zeit die selben Experimente im Bezug auf das Atom durchführen. Rosalind allerdings ist bevorteilt, da ihre Forschung durch Comstock finanziell gestützt und gefördert wird. Sie kommt also schneller voran als ihr männlicher Gegenpart. Nichtsdestotrotz werden die beiden durch ihre Bastelein aufeinander aufmerksam und schaffen es, eine Kommunikation miteinander herzustellen, indem sie über das An- und Abschalten der Maschine, die das Lutece-Feld erzeugt, Morsezeichen senden. Die beiden tauschen sich also aus und es gelingt Rosalind – dank Comstocks finanzieller Zuwendung – die Maschine zu entwickeln, die Dimensionstore öffnen und Welten miteinander verbinden kann. Unglücklicherweise führt diese Entwicklung aber auch zur Unfruchtbarkeit Comstocks und ist damit Grundlage für die Beweggründe des Propheten und die Handlung des Spiels, über das wir hier gerade so vortrefflich diskutieren.
Desweiteren ist festzustellen, dass Robert Lutece im Verlauf der Kindesentführung keinen Dimensionsübertritt machen will, da er offensichtlich um die Folgen einer Vermischung beider Welten weiß. Durch Bookers Einmischung in die Szene wird er aber dazu gezwungen und wir finden im Verlauf unseres Spieldurchgangs Hinweise auf die überraschende Ankunft eines Lutece-Zwillings in Columbia, da bisher niemand von Verwandschaft der Rosalind Lutece wusste.

Man kann also sagen, dass beide Lutece für die Ereignisse um Booker entscheidend verantwortlich sind. Ihre (gemeinsamen) Forschungen haben das Erlebte erst ermöglicht. Und damit kommen wir an den Punkt, warum Booker 1912 in Columbia landet und die Dinge ihren Lauf nehmen. Die Lutece nämlich sind sich ihrer Verantwortung voll bewusst. Sie allein sind dafür verantwortlich, dass Elizabeth “erschaffen” werden konnte. Und weil sie die Dinge nicht auf sich beruhen lassen konnten, wurden sie umgebracht. Bzw. Comstock hat versucht sie umzubringen, denn jetzt wird’s metaphysisch und ganz schön wirr. Der Mordauftrag wurde Jeremiah Fink erteilt, den wir als Spieler als den Erfinder der Mensch-Maschinen (z.B. des “Songbird”) und der Vigors kennen. Dieser hat die Maschine der Lutece so manipuliert, dass sie bei Benutzung zum Tode der Lutece führen und das Ereignis als tragischen Unfall aussehen lassen sollte. Dieser Plan hat augenscheinlich erstmal funktioniert. Die Maschine explodierte während die Luteces Risse mit ihr öffneten. Das hat aber nicht nur zum Tod der “Geschwister” im Universum des Ereignisses geführt, sondern auch dazu, dass sie als Einheit fortan in allen Welten existent sein konnten. Rosalind spekuliert darüber in einem Voxophone. Das wird z.B. durch die Möglichkeit der beiden belegt, auf ihrem Begräbnis mit dem Fotografen zu sprechen. Und es ist der Grund dafür, warum die beiden Risse öffnen und erscheinen können, wo sie wollen. Ganz so, wie die Elizabeth, die wir am Ende des Spiels erleben.

Die Luteces, denen wir als Spieler begegnen, haben also keine Möglichkeit, die Situation selber wieder gerade zu biegen. Sie brauchen Booker, um dem ganzen Comstockwahnsinn ein Ende zu setzen, weil dieser in der vorliegenden Personenkonstellation der einzige ist, der die Möglichkeit hat, in den Comstock-Universen zu handeln. Die Luteces selber exisitieren nicht mehr real. Als Belohnung für seinen Einsatz winkt Booker die Chance seine Tochter zurück zu bekommen, auch wenn die Luteces bereits wissen, dass wenn ihr Plan funktioniert, Booker erneut an den Punkt der Taufe gebracht werden muss, um durch das Ertränken alle Möglichkeiten der kommenden schrecklichen Ereignisse zu eliminieren.

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